time capsule | 2015
Eröffnung am Mittwoch, der 27. Mai um 19 Uhr
Einführung: Dr. Arne Zerbst, Präsident der Muthesius Kunsthochschule Kiel
Die Medienklasse (Prof. Arnold Dreyblatt) zeigt Arbeiten zum Projekt „Zeitkapsel – ehemaliges Marinelazarett im Anscharpark“.
Mitwirkende:
Alexandra Rogalli, Alisa Zahn, Anne Sensel, Anne Steinhagen, Daniela Ingwersen, Doyoun Park, Eva-Maria Sahle, Hannes Fleckstein, Hua Yang, Hugo Renard, Hyunju Oh, Ines Nieland, Kaja Grope, Linda Witkowski, Malin Hain, Manijeh Javid. M.Pour, Mirka Sulander, Nina Resl, Nilofar Rezaimanesh, Reza Ghadyani, Robert Hecht, Robin Lison, Vera Kähler, Yasmin Birkandan, Yeongbin Lee, Younkyung Lee, Zitong Wu
Veranstalter: Muthesius Kunsthochschule
save the date …
Es erscheint ein Katalog. Dieser wird präsentiert am 17. Juni um 17 Uhr
Auszug aus dem Katalogtext „Zeitkapsel von Prof. Arnold Dreyblatt:
„In den vergangenen fünf Jahren hat die Medienklasse an der Muthesius Kunsthochschule eine Vielzahl an Projekten hervorgebracht, welche die Präsentation von Archivinformationen über die Vergangenheit, und dabei insbesondere die Museumsausstellung, untersuchen. Im Frühjahr 2014 wurden wir gebeten, an einem Projekt teilzunehmen, das in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung, Dr. Harald Schmid und der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten über die Geschichte Schleswig-Holsteins während des Dritten Reiches reflektiert. Während eines zweitägigen vorbereitenden Ausfluges zu den NS-Gedenkstätten in Schleswig-Holstein stellten wir fest, dass wir über die sich überlappenden und sich teilweise widersprechenden wissenschaftlichen und künstlerischen Herangehensweisen an die Vergangenheit nachdachten. Ist es wichtig für die Rekonstruktionen von Orten, dass sie historisch genau sind? Und was ist die Bedeutung von „authentischen Überresten“ für das Verständnis vergangener Ereignisse? Was bedeutet es, auf einem leeren Feld zu stehen und erzählt zu bekommen, was hier passiert ist: ist unsere Vorstellungskraft ausreichend oder werden wir getäuscht? Wie viele erklärende Informationen sind notwendig, um die kollektive Erinnerung herzustellen, und bis zu welchem Grad muss solch ein Ort seine didaktische Wirkung bewahren?
Die Klasse entschied sich dagegen, eine weitere Schicht zu den vorhandenen Mahnmalen in Schleswig-Holstein hinzuzufügen. Stattdessen beschlossen wir, uns mit einer künstlerischen Intervention auf die historische Ruine des früheren Marinelazaretts in Kiel-Wik zu konzentrieren“. (…). „Ich hatte schon von früheren Projekten her Erfahrungen damit, mit Kunststudierenden in historischen Räumen zu arbeiten, und habe dabei oft die Inspiration beobachtet, die solche „verlorenen“ Orte bieten können. Die verwitternden Mauern und verlassenen Räume schienen eine nicht-lineare Verbindung zu ihren früheren Bewohnern zu enthalten: ein Text, der vielleicht zu denen spricht, die bereit sind, zuzuhören. Statt sich in die Erforschung bestimmter Personen und hier stattgefundener Ereignisse zu vertiefen, haben die Studierenden eine Vergangenheit „imaginiert“: Sie haben möglichen Schicksalen eine Stimme gegeben, indem sie der Kraft des Authentischen erlaubten, ihre Konstruktionen zu durchdringen und dem, was wir nicht wissen können, eine Form zu geben. Sie konnten alle vorhandenen Technologien nutzen, alte wie neue, und begaben sich in einen Prozess des Entdeckens, Entfernens, Einfügens, Veränderns und Gegenüberstellens. Die daraus entstandene Ausstellung mit dem Titel „Zeitkapsel“ akzeptiert den eingefrorenen Zustand der Ruine als Ausgangspunkt. Christopher Woodwood schrieb über diese unterschiedlichen Herangehensweisen an den Zustand des Verfalls: „Der Künstler steht unausweichlich im Widerspruch zum Archäologen, in dessen Disziplin die verstreuten Steinfragmente Teile eines Puzzles oder Hinweise in einem Rätsel sind, zu dem es, wie in einem wissenschaftlichen Labor, nur eine Antwort gibt. Im Gegensatz dazu ist für den Künstler jede fantasievolle Antwort richtig.“