ON WATER | Ausstellung und Vortragsreihe

18. Oktober 2015 bis 8. November 2015

Öffnungszeiten: Mi – Fr 13 bis 18, Sa und So 12 bis 18 Uhr

Refugee Report | Kemal Vural Tarlan und Jon Davis | Sigrun Drapatz
Ausstellungskonzeption von Sigrun Drapatz und Eva Liedtjens
in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung SH und dem Kunstverein Haus 8

Eröffnung und Einführung: Sonntag 18.10. 2015, 11 Uhr


 

Im April 2014 wurde auf dem Oranienplatz in Kreuzberg eine Zeltstadt von Flüchtlingen, Asylsuchenden und Unterstützern von der Polizei geräumt. Hier demonstrierten sie gegen Lager und Residenzpflicht sowie bestehende Abschiebepraxis. Das Camp war ein Blickpunkt im öffentlichen Raum. Mit der Räumung verschwand die Präsens der Flüchtlingsproblematik aus dem öffentlichen Raum und es erfolgte eine Dezentralisierung des Wiederstandes in Berlin.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee dem Thema im „Kunstraum/ Galerieraum“ eine Präsenz zu geben. Die Ausstellung sollte verschiedene Zugänge anbieten, dokumentarische Arbeiten neben künstlerischen zeigen. Bei der Auswahl der Arbeiten wurde bewusst auf Foto-Portrais von Flüchtlingen verzichtet um eine Zuordnung zu einer bestimmten Gruppe zu vermeiden, da sich eine Welle pro Syria gegen „nur“ Wirtschaftsflüchtlinge aus Afrika ausbreitete.

Die Ausstellung ON WATER wurde im November 2014 in Berlin eröffnet.

Im November 2014 hat Frontex, Europäische Grenzsicherung, das italienische Seenot-Rettungsprogramm „Mare Nostrum“ abgelöst. Parallel wurde in den Medien von den krimminellen Machenschaften der Schlepper und Menschenhändler berichtet. Die Kriminalisierung der Fluchthelfer, Schlepper, Menschenhändler sollte für die Ausstellung in Kiel in den Fokus genommen werden; vor dem Hintergrund, das kaum ein Flüchtling legal und ohne fremde Unterstützung die Grenze nach Europa passieren kann.


Die Arbeiten der Ausstellung

Gegenwärtig sind etwa 60 Millionen Menschen auf der Flucht.

Hunger, Krieg, Gewalt, Perspektivlosigkeit fragen nicht nach legalen Wegen. Das Mittelmeer ist eine Brücke nach Europa und eine Metapher für Freiheit, für viele jedoch der Wassergraben, der Sie davon trennt. Der Titel der Ausstellung ON WATER beschreibt die unsichere Situation in der sich die Migranten befinden.

 

Blumengeflüster Sigrun Drapatz

Den Tod im Rücken, auf der Suche nach einem besseren Leben. Eine Flucht auf einem Boot, irgendwo im Mittelmeer. Fragmente, Worte in einer fremden Sprache, poetische Miniaturen. Stimmen aus der Vergangenheit erzählen uns Geschichten von zwei Frauen auf ihrem Weg.

Diese Arbeiten sind persönliche Geschichten, intime Einblicke in die bitteren Fakten der Geschichte. Fakten oder Poesie?

Museal präsentiert lassen uns die scheinbaren Hinterlassenschaften unsicher zurück.

 

Refugee Report Jenny Lindner, Dinah Rothenberg, Julia Gabel

Sechs Steelen im Raum, Kopfhörer, Mp3-Player, Hefte mit Transskriptionen – Höhrsäulen.

Stimmen von geflüchteten Menschen – Statements, die sie uns mitteilen wollen, unbeschnitten, nicht bereinigt. Eine der Steelen ist hier in Kiel entstanden – Stimmen von Geflüchteten aus Kiel.

Eine Steele bietet grundlagen Informationen, sie basieren auf dem Mediendienst Integration.

Hier werden Fragen beantwortet wie: Wer wird als Flüchtling anerkannt? Welche Aufgabe hat Frontex? Die Wege der Flüchtlinge …. Ergänzt ist diese Steele durch ein Interview mit Christian Jakob, Co-Autor von „Europa macht dicht“.

Refugee Report ist eine Plattform die 2013 in Berlin gegründet wurde, die Stimmen von geflüchteten Menschen hörbar macht. Die Sprecher wählen ihr Thema, frei von Zeitvorgaben oder vorgegebenen Fragen. Sie sprechen in der Sprache ihrer Wahl. Die Interviews sind unbeschnitten.

Refugee Report ist eine online Plattform. Unter www.refugee-report.de können alle Statements angehört werden. In der Ausstellung sind Übersetzungen ins Englische als Transskription angeboten.

 

Striche Sigrun Drapatz

Striche auf der Wand.

Es sind viele. Vier und ein Strich diagonal bilden eine Einheit, zählen,warten. 11 Reihen.

Tage? Menschen?

Laut UNHCR und „The Migrants Files“ sind von November 2014 bis September 2015 dreitausendzweihundertneunundsechzig Flüchtlinge auf ihrem Weg im Mittelmeer ertrunken oder werden vermißt.

 

Syria in Transit – Kemal Vural Tarlan und Jon Davis

Eine Karte auf die Wand gezeichnet. Zwei Monitore. Der eine Monitor zeigt einen Film, der andere Fotos. Der Film birgt kaum Bewegung. Von einem festen Punkt beobachtet er einen Übergang an der Türkisch-Syrischen Grenze, Im 2. Teil des Filmes der Grenzübergang von Calais nach Großbritanien gezeigt. Flüchtlinge versuchen dort unbemerkt die Grenze in einem Truck zu passieren.

Die Bilder des Dokumentar-Fotografen Kemal Vural Tarlan zeigen Szenerien des Wartens. Die Arbeit ist Teil von „Syria in Transit“, einem Kooperationsprojekt mit Jon Davis, in welchem sie die Geschichten von Menschen auf der Flucht von Syrien nach England dokumentieren. Ergänzt durch Fotos aus seiner Serie „Dom People“

 

Wellen – Sigrun Drapatz

Linien, die sich bewegen, plätschern, wanken. Eine Welle baut sich auf, läuft aus, eine zweite Welle baut sich auf, entspannt . Der Animationsfilm schreibt Wasser „frame by frame“

 

In der Ausstellung ist ein Handaparat mit ausgewählten Büchern und Texten angeboten.


 


 

Veranstaltungsreihe in der Ausstellung 


 

Zwischen Solidarität und Rassismus
Gewalt gegen Flüchtlinge – Ursachen und Gegenstrategien
Dienstag 27.10.2015, 19 Uhr


 

Von denen, die nicht fliehen können
Zur Situation in Herkunftsländern
Länder Afrikas „Wirtschaftsflüchtlinge“ – Menschen zweiter Klasse?
Mittwoch 21.10.2015, 19 Uhr


 

Heimatlos in Kurdistan
Mittwoch 28.10.2015, 19 Uhr


 

„Sichere Drittstaaten“ – Sicherheit für wen?
Mittwoch 4.11.2015, 19 Uhr


Zwischen Hoffnung und Illegalität
Flucht im Spiegel von Rechtsstaatlichkeit und demokratischen Werten
Freitag 6.11.2015, 19 Uhr


 

Zwischen Freiheit und Asyl
Welche Aufgaben können Kunst und Kultur übernehmen
Sonntag 8.11.2015, 16 Uhr


 

Veranstalter: Heinrich-Böll-Stiftung Schlswig-Holstein und Kunstverein Haus 8 e.V.

 


 

english version

ON WATER
Refugee Report | Kemal Vural Tarlan and Jon Davis | Sigrun Drapatz
Concept: Sigrun Drapatz and Eva Liedtjens
in cooperation of the Heinrich-Böll-Stiftung SH and the Kunstverein Haus 8 e.V.

Opening and introduction: Sunday 18.10. 2015, 11:00

The hyenas pursued those fleeing
The fear of the black death drove us into the boats
Yasemin, Cyprus

At present about 60 Million people are on the run. The title ON WATERrefers to the insecure situation of the migrant. Hunger, war, violence, lack of prospects do not ask for legal ways. The Mediterranean is the transition route to Europe. The axis which on one side is a metaphor for a vision of freedom, but can function as well as a moat impossible to pass through.

18. October – 8. November 2015 | opening hours: Wed – Fri 13 to 18:00, Sa and Su 12 to 18:00