IMMER MEHR . materialerkundungen

10. Mai 2014 bis 31. Mai 2014

Gruppenausstellung mit Arbeiten von Uta Hoeppner-Neutze, Joanna Binge, Anka Landtau

Eröffnung: Samstag, 10. Mai um 18 Uhr im Atelierhaus
Begrüßung: Anke Müffelmann, Kunstverein Haus 8, Kiel
Einführung: Verena Voigt M.A. Kunsthistorikerin

Öffnungszeiten: Do+Fr 15-18 Uhr, Sa+So 14-18 Uhr
Am Donnerstag, den 22. Mai ist die Ausstellung geschlossen.

Die künstlerische Befragung von natürlichen Materialien und deren rituellen Ableitungen im Werkprozess steht im Mittelpunkt der Ausstellung IMMER MEHR.materialerkundungen. Gemeinsam haben die drei Künstlerinnen Joanna Binge-Jastrzębska (Kiel), Uta Hoepner-Neutze (Kiel) und Anka Landtau (Böklund) in den Ausstellungsräumen des Kunstvereins Haus 8 e.V. im Atelierhauses im Anscharpark ein Raumgefüge aus Materialexperimenten und mythischen Grenzgängen geschaffen. Den Besucher erwarten Fragmente einer weiblichen Ikonografie, die sich aus konsequenten Materialerkundungen ableiten. Das nunmehr in ein Kunstlaboratorium verwandelte ehemalige Anschar-Hospital bietet dafür eine subtil-hintergründige Matrix.


 

Joanna Binge-Jastrzębska
„Jeder schöpferische Akt ist, wenn nicht ein Öffnen, so doch zumindest ein Versuch dazu. Wir öffnen uns, um anzunehmen und um uns mitzuteilen. Das Öffnen braucht Zeit, erfordert langsames Reifen. Dieser Prozess gilt für jede Existenz. So wie in einer Frucht – sie wächst heran, dies erfordert Vorbereitung jeder Zelle ihres Fleisches.“ (Joanna Binge-Jastrzębska zu ihrer Arbeitsweise)

Die Arbeiten von Joanna Binge-Jastrzębska sind Materialexperimente. Die vermeintliche Gegenständlichkeit ist ein (zugelassenes) Zufallsprodukt. Von Interesse sind vielmehr Fragen wie: Was passiert, wenn ein schwarzer Strich in ein Wasserbad getaucht wird? Wie verhalten sich die gegenläufigen Linien zu einander? Wie „driften“ sie? Wie bewegt sich Schlick auf dem Papier? Die Ergebnisse dieser Materialerkundungen nennt sie schlicht „Zeichnungen, die wie Graphiken wahrgenommen werden“. Ihre Draht-, Textil- und Seidenpapierobjekte, die z.T. noch aus ihrer Warschauer Zeit stammen, sind frühe Zeugnisse individueller Materialerkundungen, die die zunächst als Malerin ausgebildete Künstlerin von Beginn ihrer künstlerischen Arbeit an begleiten. Die Titel, die sie ihren Werken gibt – wie „Driften“, „Gezeiten“, „Infusorien“ – referieren auf Prozesse der Natur und verweisen gleichzeitig auf die Verletzlichkeit und Stärke des Kreatürlichen.


 

Anka Landtau
Die künstlerische Arbeit von Anka Landtau kann man aus ihrer Arbeit mit archetypischen Geschichten, ihrem persönlichen Fundus von Figuren, Tieren und ihrer Lebenswelt und einer aufmerksamen Beobachtung politischer und gesellschaftlichen Entwicklungen heraus verstehen. Der Fokus ‚Materialerkundung‘ der Ausstellung im Atelierhaus im Anscharpark verdeutlicht ihre Vielseitigkeit, etwa wenn sie Uhrengongs als Klangkörper benutzt, das Knochenskelett eines jungen Hirschs präpariert, ein Teeservice mit Erde befüllt oder wenn sie eine „Grasweste im Freien“ strickt. Gerade diese Arbeit, die in der Ausstellung als Video-Performance in einem Guckkasten gezeigt wird und als Performance während der Eröffnung von einem Modell inszeniert wird, gibt Einblicke in die politische Wahrnehmung der Künstlerin.

„25.9.2013. Grashemd. Stricken, immer nur stricken. Das stimmt nicht nur gleichgültig/gleichmütig. Es kann auch zum Aufbegehren führen. Gestern habe ich gehört, dass ein Mitglied von Pussy Riot in den Hungerstreik getreten ist, weil sie 17 Stunden am Tag Militärkleiner nähen muss. Die Strafarbeit erinnert mich an meinen derzeitigen Kunstjob. Das Perfide ist, dass sie eine Frau zum Nähen von Uniformen zwingen: Symbole der Staatsmacht. Demütigungen der subtilsten archetypischen Art. Ich werde das Grashemd dieser Frau widmen. Das Männerkunstwerk kann warten. Und wieder ein Haken. Ein Widerhaken.“ (Anka Landtau, aus dem Projekttagebuch)


 

Uta Hoepner-Neutze
„Immer wieder setze ich mich in meinen Arbeiten mit dem vielschichtigen Thema „Freiräume“ auseinander. Die Arbeit, mit dem Titel Auflösung bekannter Muster von 1991 ist ein Synonym von gängigen, feststehenden, oft verhärteten und einengenden Verhaltensmustern. Diese Strukturen sind Anlass und Grund für mich, sie ständig neu zu definieren. D. h. sie fließen auch in den Gestaltungsprozess der künstlerischen Arbeit mit ein. In den aktuellen Arbeiten habe dieses alte/neue Thema wieder aufgegriffen. Formal habe ich mich, über die Malerei hinaus, des Computers und des Digitaldrucks bedient. In dieser Arbeitssituation sind, auf experimenteller Basis, immer neue Arbeiten entstanden, die im Rechner jederzeit abzurufen sind und wieder verändert werden können. Eine „unendliche Geschichte“! In diesen Prozess habe ich eingegriffen, indem ich den Digitaldruck manuell bearbeitet habe – mit den verschiedensten Techniken wie z. B. Öl, Acryl oder auch mit Öl- und Pastellkreiden, so sind diese Arbeiten serielle Unikate.“ (Uta Hoepner-Neutze über ihre Beiträge zur Ausstellung IMMER MEHR . materialerkundungen)


 

Kuratorisches Konzept: Verena Voigt M.A. (Kunsthistorikerin) im Dialog mit den Künstlerinnen.

Gefördert von dem Ministerium für Justiz, Europa und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, dem Amt für Kultur und Weiterbildung der Landeshauptstadt Kiel.

Im Anschluss: Birgit Saupe | Auf Leben auf Tod – im Kesselhaus um 19 Uhr.

Veranstalter: Kunstverein Haus 8 e.V

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