FINISSAGE | kuschelweich hartgesotten – was schaffen Frauen in der Kunst.
Punkt, kein Fragezeichen!
Sollte es nicht gleich heißen: was Frauen in der Kunst schaffen, was Männer nicht schaffen?
Sind „typisch weibliche“ Themen, die Künstlerinnen bewegen Ausdruck von Autonomie und individueller Standortbestimmung oder wirken auch hier die bekannten gesellschaftlichen Exklusionsmechanismen, die Frauen in festgelegte Räume und Rollen drängen, ohne auf dem Kunst-Arbeitsmarkt bestehen zu können. Gibt es für Künstlerinnen überhaupt eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
Wir wollen diese Fragen neu diskutieren und laden ein zu einem vertiefenden Gespräch:
am Sonntag den 22.12. (4. Advent) um 16 Uhr im Atelierhaus im Anscharpark
Einen Diskussionsimpuls gibt Heike Stockhaus,
Kuratorin der Ernst Barlach Museumsgesellschaft Hamburg*
„Frauenkunst, im Sinne einer feministischen Kunst, ist als politische Kunst Anfang der 1970er Jahre aus den USA herübergeschwappt. Die drastischen Bilder waren in der allgemein revolutionären Aufbruchsstimmung etwas Besonderes. Die Anerkennung in Deutschland allerdings ließ auf sich warten und nicht selten wurden auch die hiesigen Künstlerinnen zuerst in US-Museen gezeigt wie Rosemarie Trockel beispielsweise oder Maria Lassnig.
Künstlerinnen entwickelten neue Ausdrucksformen und nutzten Medien wie Film, Performance und Installation mit Begeisterung. Das Private sollte politisch werden, die Erforschung einer weiblichen Ästhetik rückte ins Zentrum. Auch die Ironie, denn Geniekult und Überväter in der Kunst haben sich hartnäckig gehalten, bis heute.
Selbstverständlich ist vieles anders geworden und wir sehen Kunstprofessorinnen an den Akademien, Kuratorinnen in den Museen und Galeristinnen auf den Kunstmessen. Aber die offiziellen Studien, die vom BBK und dem deutschen Kulturrat durchgeführt wurden, belegen, dass die Kunst von Frauen es offensichtlich genauso schwer hat, sich zu behaupten, wie die Kunst der Kulturen jenseits des westlichen Kunstmarktes.
„steinhart – weichgespült“, der Titel für die laufende Ausstellung der vier Künstlerinnen im Atelierhaus Anscharpark, beschreibt assoziativ die aktuelle Lage von Frauen in der Kunst. Wo ist der Kampfgeist geblieben? Warum sprechen wir nicht von den Verhältnissen im Kunstbetrieb, die sich gegen Frauen richten? Und warum haben es Künstlerinnen so lange vermieden, überhaupt noch in weiblichen Kontexten ihre Arbeiten zu präsentieren?
Lange Zeit waren Ausstellungen von Frauenkunst out – erst jetzt in den letzten Jahren scheint sich ein neuer Trend abzuzeichnen, der es im Zuge einer aktualisierten Genderdebatte erlaubt, den Fokus wieder auf die Kunst von Frauen zu legen und ihr eigene Ausstellungskontexte zu widmen. Zu recht: Denn die Zahl der professionellen Künstlerinnen steigt. Aber was ist wirklich in Gleichstellung und Chancengleichheit während den letzten 20 Jahren geschehen? Denn es sind viele Künstlerinnen, die in ihrer Arbeit beharrlich an der weiblichen Perspektive festgehalten haben und einen originären Blick auf die Welt bis heute formulieren.“
Anschließend Diskussion in der Ausstellung.
Entsprechend der Jahreszeit gibt es dazu „Punsch und Kekse“
Die Veranstaltung ist Teil des bundesweiten Verbundprojektes der Heinrich Böll Stiftungen.
Veranstalter: Heinrich Böll Stiftung SH und Kunstverein Haus 8 e.V.