Criminal Crops
Einjähriges Kunstprojekt im Rahmen von www.perspektivregion.eu
Land Art funktioniert unter freiem Himmel oder nicht? Genauso ist es geschehen: Neun kreisförmige Felder aus Mais, Bohnenund zuweilen Kürbis wuchsen im Durchmesser zwischen 12 und 15 Metern von April bis November 2022 in der dänisch-deutschen Grenzregion. Für sein Projekt wählte der Kölner Künstler David Hahlbrock eine nicht registrierte Maissorte mit bunten Körnern, die in der industriellen Landwirtschaft nicht angebaut wird. Das experimentelle künstlerische Vorgehen stellte sich bewusst den Herausforderungen der biologischen Landwirtschaft und den durch Klimawandel bedingten Risiken wie Schädlingsbefall, Ernteminderung oder Ernteausfall. In seiner ungewöhnlichen Form war jedes Maisfeld etwas Besonderes inmitten rechteckig angelegter Felder, ein poetischer Ort, der symbolisch auf kulturelles Wissen und menschliche Handlungsfähigkeit verwies. Mit der seit Jahrtausenden aus Südamerika überlieferten Technik des symbiotischen Anbaus verschiedener, sich optimal ergänzender Gemüsepflanzen referiert das Projekt auf Konstruktionen kultureller Identität. Davon erzählt diese Ausstellung: Criminal Crops geht es nicht nur um Themen wie Artenvielfalt und nachhaltige, regionale Landwirtschaft, sondern im übertragenen Sinne auch darum, die Neugier und Freude zu wecken für Räume der Vielfalt und Diversität über Regionen, Grenzen und Nationalitäten hinaus.
Dabei kann Kunst reale Räume öffnen, tatsächlich sogar auch juristisch. Criminal Crops nutzte die Freiheit der Kunst und legalisierte nichtregistriertes Saatgut, um die wirtschaftlich motivierte und bürokratische Kontrolle zu unterwandern. Jedes Maisfeld in seiner individuellen, ästhetischen und natürlichen Dynamik begehrte auf gegen die industrielle Landwirtschaft, die mit Monokulturen und standardisierter Massenproduktion nachweislich Boden, Wasser, Luft, Menschen, Tieren und dem Klima schadet. Denn jedes der Maisfelder verwies auf die symbiotischen Beziehungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren im Kontext von Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Dieses Kunstprojekt war im wahrsten Sinne des Wortes den Bedingungen, die es vorfand, und den nicht kalkulierbaren Einflüssen ausgesetzt. Es vertraute sich den Menschen an, die ein Stück von ihrem Land für den Künstler zur Verfügung stellten und mit ihrem Wissen und ihrer Arbeit mithalfen, die Idee Wirklichkeit werden zu lassen.
David Hahlbrock (*1980 in Koblenz) lebt und arbeitet in Köln. In seiner Kunst erforscht er die Potentiale der Ambivalenzen im Kontext von Natur und Kultur. Seine konzeptuellen Arbeiten formuliert er in einem weiten medialen Spektrum und verwendet digitale Technik ebenso wie natürliche Materialien.
Oft bindet er andere Organismen wie Pflanzen, Tiere oder Pilze in seine Arbeiten ein. David Hahlbrocks Werke erzählen poetische Geschichten, die sowohl durch Verbundenheit, Sorge und Hoffnung als auch durch Ironie, Kritik und Humor geprägt sind.
Zur Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 27. Januar 2023
um 17:00 Uhr, laden wir herzlich ein.
Öffnungszeiten: Fr u. Sa 15 – 18 Uhr / So 12 – 18 Uhr.
Laufzeit: 27.01. – 26.02.2023